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Uschi Glas

Bye, bye Wüstensand, welcome grüne Wiesen

Aktualisiert: 17. Dez. 2020

Der beliebte evangelische Pfarrer Moritz Drucker hat am 8. Juli nach 6 Jahren seelsorgerischer Tätigkeit in den VAE die Emirate verlassen um eine Gemeinde im schönen Bayern zu übernehmen. So tauscht er den Wüstensand gegen grüne Bäume und Wiesen ein.


Hier sein kurzer liebevoller Bericht über die letzten Jahre für alle, die mit ihm zu tun hatten: Es ist ein bisschen wie „Driving home for Christmas“, und das mitten im Juli. Ich sitze im Flieger nach München und weiß, dass ich das nächste Weihnachten in meiner Heimatstadt Regensburg verbringen werde.

“And it’s been so long, but I will be there”, singt Chris Rea. Sechs Jahre haben wir Weihnachten nicht zu Hause gefeiert, dafür unter Palmen, mit Sonne und Wüstensand. Gerade hier konnten wir hautnah erleben, in welchem Umfeld Jesus damals auf die Welt gekommen ist. Denn die Weihnachtsgeschichte ist schließlich eine Orientgeschichte. Unsere Orientgeschichte begann im Dezember 2013. Unterm Christbaum las ich in einer kirchlichen Zeitschrift: Die deutsche Gemeinde in den Vereinigen Arabischen Emiraten sucht eine neue Pfarrerin oder einen neuen Pfarrer. „Die suchen ja mich!“, schoss es mir durch den Kopf, nachdem ich das Stellenprofil in Ruhe durchgegangen war. Veranstaltungen mit Familien und vielen kleinen Kindern, Treffen und Feste nicht nur in einer Kirche, sondern an verschiedenen interessanten Orten, Kirche und Gott in Alltag und Freizeit der Menschen bringen – all dies hatte mir bereits in Oberbayern Freude bereitet. Und jetzt noch eine Konfirmandenfreizeit in der Wüste, Sankt Martinsfeste unter Palmen und Gemeindeausflüge auf einer Dhow im Golf von Oman – das klang spannend. Nicht klar war mir damals, was sich hinter dem lapidaren Begriff „Seelsorge an Deutschsprachigen“ verbergen würde. Dass es hier so viele Menschen gibt, die gerne Weihnachten zu Hause feiern würden, aber keine Möglichkeit dazu haben, hätte ich nicht gedacht.

“It’s gonna take some time, but I’ll get there” sagte ich mir, und machte mich daran, eine Bewerbung zu schreiben. Es folgten Auswahlgespräche in Hannover und Dubai und wenige Tage vor Ostern dann der Anruf aus der Wüste: „Wir freuen uns auf Sie!“ Nun galt es, viele Dinge zu planen und den Umzug ins Ausland vorzubereiten: „Oh, I got red lights on the run, but soon there’ll be a freeway, yeah.“ Ja diese Autobahn habe ich gespürt.

Es waren viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Kirchenvorstand, die uns unterstützt haben. Und diese Unterstützung habe ich auch in den darauffolgenden Monaten und Jahren gespürt. Viele haben seitdem die VAE verlassen, andere kamen. Es ist der Wandel und die stete Veränderung, die das Leben hier ausmachen. Als Konstante und festen Grund bietet Gott uns mitten im Alltag einen Halt. Das haben wir in unzähligen Gottesdiensten und Andachten gespürt.

Es waren sechs dichte, aufregende und vor allem wunderschöne Jahre. Und so ziehen, während ich über den Wolken bin, viele Bilder durch meinen Sinn. In den vergangen Wochen habe ich all die Plätze, die ich liebgewonnen habe, noch einmal besucht. All sie tauchen nun noch einmal auf: Das Wadi Shawka mit seiner rauen Natur, der Sand und die Wellen beim Al Aqua Beach, die Palmen und Berge in Hatta, ein Abendessen bei den Dubai Fountains, die Fahrt mit der Abra nach Deira, eine Dinner Dhow Tour auf dem Creek, die Fahrten in der Wüste. Das Kamelreiten vor wenigen Tagen und die zahlreichen Abendessen bei Uschi und ihren Beduinen auf ihrer Kamelfarm.

Vor allem sind es die Menschen, die uns in den vergangenen Jahren begleitet haben, an die jetzt denke. „Jetzt bin ich wirklich weg“, hab` ich vor wenigen Stunden in einer WhatsApp Gruppe geschrieben und ein Foto meiner du-SIM-Karte geteilt, die nun auf meinen Nachfolger wartet. Die Antwort in der Gruppe kam prompt: „Nicht weg, nur woanders.“

Und nun heißt es also “Driving home”. In der Sankt Markus Gemeinde in Regensburg werde ich in den nächsten Jahren berichten, dass zum eigentlichen Weihnachten nicht Schnee, Tannen und Mützen gehören, sondern Sand, Palmen, Dischdaschas, Ziegen und Kamele. So werden die VAE noch lange in uns nachklingen.

Euer Moritz Die evangelische Gemeinde deutscher Sprache in den VAE gibt es seit zwölf Jahren. Moritz Drucker war nach Jens Heller der zweite Pfarrer, der für einen längeren Zeitraum hier tätig war. Ihm wird nun im Oktober Pfarrer Johannes Matthias Roth folgen, den Sie bald auch auf Expat Aktuell kennen lernen werden.

Zum Schluss möchte ich mich von Expat Aktuell noch ganz herzlich bei Pfarrer Moritz für all seine Hilfe bedanken, die ich durch ihn bekam, wenn wieder mal ein schwieriger Fall auf meinem Schreibtisch landete oder mich jemand wegen eines Problems anrief, sei es eine Leiche mit Overstay, ein Deutscher der dringend Beratung braucht, jemand der Seelsorge im Krankenhaus benötigt oder einige Inhaftierte, die dringend auf Rat oder einen seelsorgerischen Besuch warten bzw. jemand der das Land verlassen will und dazu Hilfe braucht. Die Reihe der Geschichten, die mir in diesem Zusammenhang einfallen ist ellenlang und immer war Moritz mit Rat und Tat zur Stelle. Dafür danke ich ihm ganz herzlich.

Persönlich werde ich auch die vielen Gespräche mit ihm, die Treffen auf einen Kaffee oder bei zahlreichen Events vermissen, wie z.B. Erntedank in der Wüste, eine Hochzeit am Strand, National Days, Kinderbacken und vieles mehr. Dazu habe ich einige Bilder aus den vergangenen Jahren herausgesucht. So wünsche ich Moritz alles Liebe und Gute und weiterhin viel Power und Erfolg bei seinem neuen Wirkungskreis und mit seiner Gemeinde im schönen Regensburg. Mach’s gut Moritz und vergiss uns nicht!


Uschi.


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